Július Koller

Parallel Actions, HGB Leipzig

S.R.: What practise was the strongest influence on your work?

J.K.: Von Anfang an haben das Leben und die Kunst mich beeinflusst. Als ich mit Kunst begann, war mir klar, dass Kunst nicht etwas vom Leben Getrenntes ist. Meine praktische Arbeit wurde von dem beeinflusst, was ich tat. Letztlich – oder besser Schritt für Schritt – habe ich mich im Rahmen meiner praktischen Arbeit bemüht, diese beiden Dinge miteinander zu verbinden.

S.R.: Which practice in the history of art is your favorite? What do you like most?

J.K.: Man könnte sagen, es ist die Konzeptkunst, also die Kunst, bei der es an erster Stelle um den Aspekt des Denkens und nicht um das Schaffen mit den Händen, das heißt um den materialistischen oder materiellen Aspekt geht, sondern vor allem um den gedanklichen, um den ideellen.

S.R.: What is the aim of your artistic practice?

J.K.: Mein Ziel ist es, wie ich bereits erwähnt habe, die künstlerische Tätigkeit und das alltägliche Leben so eng wie möglich miteinander zu verbinden. Das ist für mich am wichtigsten, das zählt für mich am meisten. Das ist sozusagen mein ständiges Bemühen und Inhalt meiner Arbeit.

S.R.: Do you think that your conceptual ideas, the conceptual paradigms are still in function in the art world?

J.K.: Das ist problematisch, denn bestimmte Konzepte sind mit immer einer bestimmten geschichtlichen Praxis verbunden, die aber bereits der Vergangenheit angehört. Deshalb wird heute ja auch der Begriff „postkonzeptuelle Kunst“ benutzt. Und das Konzeptuelle, also das Ursprüngliche – so wie man auch das bezeichnen könnte, was ich in der Vergangenheit gemacht habe – das ist in meiner Arbeit stets vorhanden und lebendig. Ich sehe das auch nicht als eine historische, künstlerische Etappe an, die beendet ist, sondern als einen ständigen Prozess.

Das Denken über die Kunst und das Leben ist für mich immer aktuell und ich bewege mich ständig darin.

S.R.: How do you describe your typical daily work as an artist?

J.K.: Meine typische Arbeit besteht zunächst darin, dass ich mich in der Welt als Privatperson, als Privatmensch bewege. Typisch ist im Prinzip, dass ich selbst bestimmte Situationen schaffe, die ich als kulturelle Situationen bezeichne. Dies ist meine ständige, existenzielle, kulturelle Situation, in der ich im Prinzip lebe, die ich aber auch nicht im Vorhinein vorbereite. Es gibt bestimmte Tatsachen, Dinge, die uns im täglichen Leben begegnen und diese halte ich dann fotografisch fest. Diese Fotografien, diese Momente beziehungsweise Momentaufnahmen bezeichne ich als kulturelle Situationen. Das ist, denke ich, typisch für mich.

S.R.: Möchten Sie noch etwas hinzufügen?

J.K.: Ich könnte hier noch hinzufügen, dass ich glaube, das ein großer beziehungsweise der größte Teil der Kunst, der globalen Kunst, sich auf einer oberflächlichen, materialistischen Ebene abspielt. Ich wünsche mir, dass sich die Kunst mit wichtigeren, tiefgründigeren und mehr denkerischen als formalen Problemen auseinandersetzt. Ich beschäftige mich mit tieferen, gedanklichen Problemen, denn meiner Meinung nach ist die Idee wichtiger als die Form. Das wollte ich noch gern hinzufügen.