Heimo Zobernig

K21, Düsseldorf 12.10.2003

S.R.: Dann stelle ich jetzt einfach mal meine erste Frage: Was ist Ihr stärkster Einfluss?

H.Z.: Wie immer ist das total schwer, wenn so eine Frage verlangt, solche entscheidenden, solche Übergänge zu beschreiben. Ich erlebe das im Rückblick wie einen Fluss, es gibt nicht diese Überraschung dabei, der ich da selber erlegen wäre. Es sind viele Momente, die sich zusammensetzen zu dem, wo sich mein Denken dann weiter entwickelt.

S.R.: Meine Zweite Frage: Welche Praxis in der Geschichte der Kunst ist Ihr Favorit, oder könnte als Favorit bezeichnet werden?

H.Z.: Da würde ich jetzt wieder so verweigernd antworten. Also wahrscheinlich war das so, dass ich natürlich am Anfang gesucht habe, was ist das eigentlich, womit ich mich da beschäftigen will. Ich wollte natürlich den Beruf des Künstlers ergreifen und es hat eine Zeit gebraucht, bis es produktiv werden konnte. Dieser Übergang war sozusagen das Erwandern, das Studieren dieses Feldes, und da hat es natürlich, da habe ich sozusagen auf alles zugegriffen, was sich mir zur Verfügung gestellt hat. Die Besuche in historischen Museen waren für mich genau so wichtig, diese Ordnungen, die da drin eingerichtet sind, gegen das, was Gegenwart meint, zusammen zu bringen. Und dann war es natürlich auch dieses Feld, wo Ende der 80er Jahre die Filmkultur ziemlich auf einem Höhepunkt war. Ich habe einerseits auch das Theatermilieu sehr stark kennen gelernt. Was man so die bildende Kunst nennen würde, die hatte gar nicht so eine starke Präsenz. Das kam aus allen anderen Milieus habe ich mich gespeist.

S.R.: Was ist das Ziel Ihrer Praxis, kann man das überhaupt bennen? Gibt es so etwas wie einen Fluchtpunkt?

H.Z.: Es gibt das sicher so etwas wie etwas verstehen zu wollen. Das eine ist vielleicht so etwas wie eine Lust, die Welt zu verstehen, die eigene Handlung zu begreifen. Was damit gemeint ist, Handlungen absichtsvoll ausführen zu können. Das wäre schon ein zentrales Motiv, was ja dann im Sinne von Aufklärung verstanden auch werden kann.

S.R.: Denken Sie das konzeptuelle Paradigmen immer noch leben, funktionieren?

H.Z: Ich glaube, dass das im ideologischen Sinne etwas ist, was wir immer wieder beleben sollten, oder was ich mir wünsche, dass das immer wieder neu belebt wird, und dass es diesen Paradigmensprung auch mal gegeben hat. Das man sagen kann, in dieser Zeit hat man sich ganz konzentriert darauf eingelassen. Diese Selbstermächtigung, die eben den Betrachter auch ermächtigt, an dem Prozess des Weltverstehens durch Kunst, der Erkenntnis eben, teilzunehmen. Wobei sich natürlich radikal der Werkbegriff verändert. Ich glaube, dass das immer wieder aktualisiert werden muss, sonst geht es verloren. Das Sprechen muss fortgesetzt werden.

S.R.: Wie würden Sie Ihre typische ideale tägliche Arbeit oder Tätigkeit als Künstler beschreiben?

H.Z.: Mit der Vorstellung Künstler zu werden, war auch verbunden, in Faulheit mein Leben verbringen zu können. Diese Momente der Faulheit glaube ich eben da zu haben, an Übergängen von der Wirklichkeit in den Traum. Wenn man einschläft oder aufwacht, das sind Momente, wo ich viele Vorstellungen entwickle. Wo traumhaft Wissensteile zueinander finden, die man sonst schwer am Reißbrett zusammenbringt. Interessanterweise habe ich mit dem Joseph Kosuth darüber ein Gespräch gehabt. Und der hat gemeint, dass er das so genießt, den Traumverlauf bewusst steuern zu können. Und das waren auch Erfahrungen, die ich auch sehr genossen habe, im Halbschlaf das Gefühl zu haben, man steuert den Verlauf des Traums mit, auch Diskussionen, richtige, mit Bewusstsein zu führen oder sich zu beteiligen. Das ist so ein Moment der Produktion.

S.R.: Von meiner Seite waren das die Fragen. Wenn Sie jetzt nicht gerne zu einem Punkt oder prinzipiell noch etwas sagen möchten, wäre es das.

H.Z.: Wenn das Letzte klar genug war. Ich meine das, dieser Übergang Bewusstsein, Nicht-Bewusstsein.

S.R.: Das war ziemlich klar. Vielen Dank.